Pseudonym finden: Wie Autor*innen den Namen wechseln

Anna Seghers, Lewis Caroll und Rebecca Gablé – sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie veröffentlichen Ihre Bücher unter einem Pseudonym. Die Gründe für die Wahl eines Pseudonyms können vielfältig sein. Hast du auch schon mal darüber nachgedacht, ein Buch unter einem anderen Namen zu veröffentlichen? Welche Vor- und Nachteile ein Pseudonym hat und wie du ein passendes Pseudonym findest, zeigen wir dir in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Menschen Schatten

Was ist ein Pseudonym?

Pseudonyme sind Namen, die Kunstschaffende oder Privatpersonen nutzen, um in einem bestimmten Kontext ihre Identität zu verdecken oder sich eine neue zu erschaffen. Pseudonyme werden in verschiedenen Kontexten verwendet, klassischerweise von Schriftsteller*innen oder Journalist*innen. Im Bereich der darstellenden Kunst wird oft von einem Künstlernamen gesprochen, in der Polizeiarbeit wird das Pseudonym oft als Tarnname oder Deckname benannt. Pseudonyme werden auch von Zeitungen oder im Fernsehen genutzt, wenn beispielsweise die Privatsphäre der dokumentierten Personen geschützt werden soll. Auch im Internet ist das Auftreten unter einem Pseudonym gang und gäbe. Hier geht es vor allem um den Schutz der eigenen Identität und die damit einhergehende Sicherheit für den Online-Auftritt. Oft handelt es sich dabei lediglich um einen Decknamen, beispielsweise in Form eines Handels auf Social Media, manche Menschen erschaffen sich aber auch über ein Pseudonym fast schon eine neue, fiktive Persönlichkeit, mit der sie online agieren.

Gründe für ein Pseudonym

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum Autor*innen sich dazu entscheiden, ihren Realnamen zu verbergen. Vielleicht überlegst auch du auf deinem Weg, Autor*in zu werden, deine Bücher unter einem Pseudonym zu veröffentlichen. Aus folgenden Gründen kann es sinnvoll sein, sich einen Künstlernamen zu überlegen:

1. Dein Realname ist zu lang oder schwer auszusprechen
Dass dein Realname nicht unbedingt künstlerisch, lustig oder kreativ klingt, ist normal. Vielleicht ist dein Name aber auch besonders lang oder schwer auszusprechen und bleibt deshalb nicht im Gedächtnis. In diesem Fall solltest du über die Wahl eines Pseudonyms nachdenken.

2. Dein Realname passt nicht zu deinen Büchern
Grundsätzlich ist natürlich kein Name unpassend, aber manche Autor*innen wünschen sich für ihre Veröffentlichung einen Namen, der zum Thema ihres Buches passt. Für historische Romane bieten sich ältere, besondere Namen an, Erotik-Autor*innen wählen oft englische Namen. Schau am besten einfach, was zu deinem gewählten Genre passen könnte.

3. Du willst deine Tätigkeiten als Autor*in von deinem Hauptberuf trennen
In manchen Berufen kann es schwer sein, deine Tätigkeiten als Autor*in zu vertreten, beispielsweise wenn du in einem öffentlichen Amt arbeitest und in der Stadt bekannt bist. Vielleicht willst du aber auch einfach nicht, dass deine Kolleg*innen oder Chefs mitbekommen, dass du Bücher schreibst. Auch hier empfiehlt es sich, über ein Pseudonym nachzudenken.

4. Du möchtest deine Privatsphäre schützen
Wenn deine Bücher zu einem Verkaufshit werden, könnte das eine große Fanbase anziehen. Falls du nicht möchtest, dass deine Fans Informationen über dich als Privatperson herausfinden, bietet sich ein Pseudonym an, um dein Privatleben vor der Öffentlichkeit zu schützen.

5. Du schreibst in verschiedenen Genres
Du hast bisher immer Thriller geschrieben und möchtest dich jetzt an einem Liebesroman versuchen? Auch hier kann es nützlich sein, dies unter verschiedenen Namen zu tun, da die Leser*innen sonst verwirrt sein könnten. Auch die Werbung und dein Auftritt als Autor*in können sich vereinfachen, wenn du unterschiedliche Genres voneinander trennst. Deine Leser*innen werden so beispielsweise deine Thriller nicht mit deinen Liebesromanen verwechseln und dich mit einem bestimmten Genre in Erinnerung behalten.

6. Verlagspolitik
Auch in manchen Verlagen ist es üblich, mit Pseudonymen zu arbeiten. Insbesondere wenn Autor*innen in verschiedenen Verlagen veröffentlichen, werden gern unterschiedliche Pseudonyme in den jeweiligen Verlagen genutzt. Wenn du dein Buch eigenständig im Selfpublishing veröffentlichst, kannst du darüber natürlich selbst entscheiden.

7. Deine Werke sollen international verkauft werden
Wenn du als Autor*in darüber nachdenkst, deine Bücher auch international zu verkaufen, bietet es sich an, ein Pseudonym zu nutzen. Insbesondere im englischsprachigen Raum sind kurze und wohlklingende Namen beliebt, die sich bei den Leserinnen und Lesern gut einprägen. Grundsätzlich ist es hilfreich, wenn dein Pseudonym in vielen verschiedenen Sprachen leicht buchstabiert und ausgesprochen werden kann.

Wie finde ich ein passendes Pseudonym?

Ein passendes Pseudonym zu finden ist gar nicht so einfach und sollte gut überlegt sein. Das Pseudonym sollte zu dem Genre, in dem du schreibst, passen. Außerdem solltest du darauf achten, dass das Pseudonym nicht schon von einer anderen Person verwendet wird. Es empfiehlt sich daher, den gewählten Namen vorher zu googeln, um auszuschließen, dass es sich dabei um eine reale Person handelt. Namensvorschläge findest du auch bei diversen Namensgeneratoren im Internet, wo du dich für dein eigenes Pseudonym inspirieren lassen kannst.

Buch schreiben

Welches Geschlecht sollte ich für mein Pseudonym wählen? Liebesromane und historische Romane werden tendenziell eher von Frauen veröffentlicht, während Männer vor allem in der Fantasyliteratur vertreten sind. Bietet es sich also an, wenn du als Mann einen Liebesroman schreiben willst, ein weibliches Pseudonym zu verwenden? Letztendlich bleibt das natürlich deine eigene Entscheidung und du solltest diese nicht nur vom Erfolg eines Namens abhängig machen. Trotzdem kann die Wahl eines vermeintlich zum Genre passenden Namens die Verkäufe anheben.

Tipp: Schau dich gerne auch nach geschlechtsneutralen Namen oder Abkürzungen um. Diese können einen guten Mittelweg darstellen und dein Buch zum Erfolg bringen.

Worauf sollte ich bei meinem Pseudonym achten?

Wenn du dich für ein Pseudonym entscheidest, gibt es einige Dinge, die du beachten solltest. Ein Pseudonym sollte rechtlich abgesichert sein, damit es dir keine Probleme macht. Es ist nicht erlaubt, sich – in der Hoffnung auf gute Verkäufe – Andreas Eschbach, Cornelia Funke oder Frank Schätzing zu nennen. Wir erklären dir, was du außerdem beachten solltest.

1. Pseudonym eintragen lassen
Seit ein paar Jahren ist es möglich, ein Pseudonym in den Personalausweis eintragen zu lassen. Das ist praktisch, da du so auch ganz offiziell auf Dokumenten oder bei Behörden unter deinem Pseudonym unterschreiben und agieren kannst. Die Eintragung erfolgt üblicherweise im Bürgerbüro. Schau dich dafür einfach mal auf der Webseite deiner Stadt um.

2. Anmeldung eines Pseudonyms
Manche Künstler*innen lassen ihr Pseudonym schützen, um die vollen Rechte an diesem Namen zu behalten und sicherzustellen, dass niemand anderes in ihrem Namen auftreten kann. Du kannst deinen Namen beispielsweise im Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) eintragen lassen. Auch Bilder oder Logos, die zu deinem Namen gehören, werden hier geschützt. Einen ähnlichen Schutz erhältst du auch, wenn du, wie zuvor beschrieben, deinen Namen in den Personalausweis übernimmst.

3. Pseudonyme im Impressum
Wenn du als Autor*in ein Buch veröffentlichen oder eine Webseite betreiben möchtest, kommst du um das Anlegen eines rechtsgültigen Impressums nicht herum. Neben Klauseln zum Urheberrecht, Datenschutz und vielen weiteren rechtlichen Fragen ist ein Impressum nur gültig, wenn eine Adresse und ein vollständiger Name hinterlegt sind. Natürlich kannst du hier deine eigene Anschrift und deinen Realnamen angeben. Allerdings ist deine Identität damit möglicherweise nicht vollständig geschützt, da man deinen richtigen Namen leicht herausfinden kann. Du kannst stattdessen einen Impressums-Service in Anspruch nehmen, dessen Adresse du dann nutzen kannst. Dieser kostet in der Regel nur wenige Euro und kann sehr praktisch sein, da deine Identität so vollständig geschützt wird.

Vor- und Nachteile eines Pseudonyms

Vorteile eines Pseudonyms

  • Die Privatsphäre wird geschützt
  • Pseudonyme sind oft einprägsamer
  • Internationale Verwendung des Pseudonyms
  • Pseudonyme können besser zu einem Genre passen
  • Pseudonyme erlauben, unter einem anderen Geschlecht zu schreiben

Nachteile eines Pseudonyms

  • Pseudonyme können verwirren
  • Pseudonyme wirken manchmal unnahbar
  • Verschiedene Geschlechter können die Leser*innen bei Auftritten zusätzlich verwirren
  • Die vollständige Geheimhaltung ist schwer
  • Der öffentliche Auftritt muss überlegter sein

Berühmte Pseudonyme

Einige Geschichten ranken sich um die Pseudonyme diverser Schriftsteller*innen. Immer wieder versuchen Journalist*innen, hinter ihre Decknamen zu kommen. Viele Autor*innen lassen sich aber nicht gern in die Karten schauen, andere wiederum gehen mit ihren Pseudonymen ganz offen um. Eines der bekanntesten deutschen Pseudonyme ist das des Fantasy-Autors Wolfgang Hohlbein, der unter mehr als einem Dutzend Namen veröffentlicht. Dazu gehört Angela Bonella, in deren Namen er jahrelang Barbie-Bücher schrieb. Autor*innen wie Helmut Krausser oder Roger Willemsen sind dafür bekannt, sich mit erotischer Literatur ihr früheres Autoren-Dasein finanziert zu haben. Auch diese Pseudonyme sollten nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden, wurden aber schnell von der Presse enttarnt.

Als vor einigen Jahren der erste Krimi des britischen Autors Robert Galbraith veröffentlicht wurde, fand dieser kaum Anerkennung und Aufmerksamkeit. Als der Verlag später bekannt machte, dass Joanne K. Rowling, die Autorin der Harry Potter-Romane, hinter dem Pseudonym steckt, wurden die Krimis schlagartig Bestseller. Autor*innen nutzen Pseudonyme aber auch, um gemeinsam unter einem Namen zu schreiben. So stecken hinter den Pseudonymen von Iny Lorentz oder auch Lars Kepler jeweils ein Ehepaar, das sich die Geschichten gemeinsam ausdenkt.

historischer buchdruck

Warum wählen all diese Autor*innen diesen Weg und entscheiden sich für das Schreiben unter einem Decknamen? Vor allem, um ihre Marke als Autor*in aufzubauen und die Wahrnehmung dieser in der Öffentlichkeit zu schärfen. Immer mehr wird erkannt, dass Autor*innen – ähnlich wie Coca Cola, Opel oder McDonald’s – eine eigene Marke sind, die klar definiert und prägnant benannt werden sollte.

Tipp: Üblicherweise möchten Leser*innen nach dem Lesen eines Buches mehr über die jeweiligen Autor*innen erfahren. Ein komplett geheimes Pseudonym kann schnell dazu führen, dass du für die Leute uninteressant wirst. Wenn du mit deinen Pseudonymen nicht offen umgehen möchtest, ist das okay. Versuche trotzdem, deinen Leser*innen einen Anreiz zu geben, sich mit dir auseinanderzusetzen und berichte trotzdem immer wieder von deiner Arbeit.

Kann ich mit Pseudonym wirklich anonym bleiben?

Die vorangestellten Beispiele zeigen, dass es gerade als sehr erfolgreiche*r Autor*in schwer sein kann, ein Pseudonym komplett vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Gerade auf Buchmessen oder Lesungen ist es natürlich schwer, unerkannt zu bleiben, vor allem in Anwesenheit der Presse. Viele große Autor*innen, die medienwirksam agieren, gehen deshalb mit ihren Pseudonymen recht offen um. Mit ein bisschen Geschick ist es aber gerade bei kleineren Autor*innen gut möglich, durch unsere Tipps dein Pseudonym so aufzubauen, dass du deine wahre Identität dahinter gut verbergen kannst.

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