Fanfiction schreiben - deine Lieblingswerke neu erfinden
Angefangen bei emotionalen Geschichten, bis hin zu spannenden Achterbahnfahrten: Die Welt der Bücher hat Einiges zu bieten. Als Büchernerd ist das für dich sicher kein Geheimnis mehr. Du hast bestimmt eine eigene Liste mit Lieblingsbüchern, bei denen dein Fanherz höher schlägt. Solltest du jetzt noch gerne schreiben, wäre es doch eine tolle Idee, dein Schreibtalent mit deinem inneren Fan zu verbinden und eine Fanfiction zu schreiben. Wie das geht und was genau eine Fanfiction überhaupt ist, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Fanfiction?
Fanfiction, FanFic oder kurz FF ist der Begriff für Geschichten von Fans, die sich an bereits veröffentlichten Werken orientieren. Du änderst diese ab, indem du neue Charaktere, Schauplätze und Handlungsstränge hinzufügst. Die Originalgeschichte kann aber nicht nur geändert und anders erzählt, sondern auch fortgeführt werden. Bei dem Ursprungswerk handelt es sich meist um bekannte Bücher, Computerspiele, Filme, Fernsehsendungen oder Serien. Manchmal wird sogar über eine berühmte Persönlichkeit geschrieben, die als Vorbild für die Geschichte dient. Alles, wovon du Fan sein könntest, kann in eine Fanfiction verwandelt werden. Der Kreativität eines Fanfiction-Autors sind keine Grenzen gesetzt.
Es gibt nur bestimmte Richtlinien, an die du dich normalerweise halten solltest. Eine davon ist, dass deine Charaktere den inneren Kern der Originalfiguren beibehalten. So sollte Luke Skywalker nicht demnächst zum Bösewicht mutieren. Ein weiteres kritisches Thema ist die rechtliche Situation, die ziemlich undurchsichtig ist. Im Abschnitt “Die Rechtliche Frage bei Fanfictions” kannst du mehr darüber lesen. Wenn du dieses Thema außer Acht lässt, ist eine Fanfiction eine Möglichkeit, deinen inneren Fan auszuleben und mit viel Liebe eine eigene Geschichte zu kreieren.
Welche Genres gibt es bei Fanfictions?
Fanfiction besitzt außer der bekannten Büchergenres wie Thriller, Romance und Fantasy auch noch einige spezielle Fanfiction-Kategorisierungen. Dazu zählen AUs, ATs und Crossover.
- AU: Alternatives Universum. Bei diesem Genre werden die bekannten Charaktere in einen anderen Kontext eingebaut. Die Welt wird also verändert, das wird vor allem bei Fantasygeschichten gemacht.
- AT: Alternative Timeline. Durch die Veränderung des Ursprungs einer Geschichte kann sie sich in eine komplett andere Richtung entwickeln.
- Crossover: In diesem Fall kreuzt du zwei Fandoms miteinander. Du könntest zum Beispiel die Herr der Ringe Charaktere in die Welt von Tribute von Panem schicken und dadurch eine interessante neue Geschichte erfinden.
Die Geschichte der Fanfiction
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, Fanfictions gibt es schon immer! Allerdings wuchs ihre Beliebtheit erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Lesen und Schreiben in der Bevölkerung verbreiteter wurde. Sherlock-Holmes-Fanfictions, Star Trek-Fanfictions und das Internet waren ausschlaggebend für den heutigen Erfolg von Fanfictions. Diese kannst du jetzt in den unterschiedlichsten Foren und Archiven im Netz lesen. Wenn du deine Geschichte nicht drucken möchtest, wäre ein solches Forum vielleicht auch eine Option für dich. Es ist jedenfalls ein toller Ort für den Austausch und zum Sammeln von Inspiration.
5 Gründe, eine Fanficition zu schreiben
Spaß
Mach dein Lieblingsbuch zu deiner Geschichte. Träum dich in eine Welt, die bereits existiert und bestimme die Handlung. Erfinde neue Charaktere oder lass bereits bekannte Protagonisten eine neue Richtung einschlagen. Alles, was du dir für die Originalgeschichte gewünscht hast und nicht passiert ist, kannst du in deiner Fanfiction wahr werden lassen.
Schreiberfahrung
Du kannst durch eine Fanfiction das Schreiben üben. Wenn du dich an der vorhandenen Geschichte orientierst, stehen dir die Welt und die Charaktere bereits größtenteils zur Verfügung. Dementsprechend kannst du dich voll und ganz auf den Schreibprozess und deinen Schreibstil konzentrieren. Durch diese Schreibübungen kannst du dich künstlerisch weiterentwickeln und deine neuen Fähigkeiten später bei deinen eigenen Geschichten anwenden.
Aufmerksamkeit
Wenn du eine Fanfiction zu einer bekannten Geschichte schreibst, hast du gute Chancen wahrgenommen zu werden. Du bist schließlich nicht der einzige Fan der Originalgeschichte, und die Fans freuen sich garantiert über zusätzliche Inhalte. Die Aufmerksamkeit für die Originalgeschichte färbt somit positiv auf deine Fanfiction ab. Wobei auch deine Fanfiction helfen kann, die Originalgeschichte zu unterstützen, da sie ebenfalls Aufmerksamkeit generiert. So können der ursprüngliche Autor und du von der Fanfiction profitieren.
Fan sein
Oft handeln Fanfictions von Prominenten. Solltest du eine solche Fanfiction schreiben, dann tust du das sicher, weil auch du ein großer Fan von jemandem bist. Es ist bestimmt spannend, sich mehr mit dem eigenen Idol auseinanderzusetzen. Außerdem kannst du dein “Fan-Dasein” mit anderen Fans teilen und dadurch neue Leute kennenlernen.
Netzwerken
Tausch dich aus und werde Teil der Fanfiction Community.
Auf diesen Seiten und Portalen kannst du deine Fanfiction veröffentlichen und mit anderen Autor*innen in Kontakt treten:
- fanfiktion.de – hierbei handelt es sich um die größte deutsche Fanfiction-Plattform
- fanfiction.net – dieses Forum ist das größte englischsprachige
- archiveofourown.org – ein weiteres großes englischsprachiges Forum
10 Tipps, wie du eine gute Fanfiction schreibst
1. Themenfindung
Entscheide dich am besten für ein Thema, das dich interessiert. Deine Begeisterung wird dann auch in deiner Fanfiction zu spüren sein und das wird deine Fans überzeugen.
2. Fokus
Beachte beim Schreiben, dass deine Leser und Leserinnen meistens auch Fans des Originals sind. Aus diesem Grund ist es unnötig, die Fakten und Details der Hauptgeschichte erneut ausführlich zu beschreiben. Konzentriere dich auf deine Geschichte und erkläre nur deine Neuerungen.
3. Recherche
Bevor du mit dem Schreiben beginnst, ist eine umfassende Recherche sinnvoll. Wenn du das noch nicht getan hast, solltest du die Originalgeschichte unbedingt lesen und ihre Hintergründe erforschen. Es kann auch helfen, bereits vorhandene Fanfictions zu deiner gewählten Originalgeschichte zu lesen. Dadurch siehst du, was schon umgesetzt wurde und wie der aktuelle Stil der Fanfictions in diesem Bereich ist.
4. Keine direkte Ansprache
Mit “keine direkte Ansprache” ist gemeint, dass du deine Leser*innen beim Schreiben nicht ansprechen sollst. Ein Beispiel dafür wäre, du erfindest einen neuen Charakter für die Harry Potter Welt und erklärst dann in Klammern, warum du das getan hast. Es bedarf jedoch keiner Erklärung für irgendwelche Änderungen in deiner Geschichte. Das stört nur den Lesefluss und macht die Geschichte kaputt. Außerdem ist es fragwürdig, ob eine Szene, die nebenher erklärt werden muss, eine gute Szene ist.
5. Wortzahl
Lege vorher fest, welche Länge deine Fanfiction haben soll. Die meisten Fanfictions sind eher kurz, aber es gibt durchaus welche in Buchlänge. Geschichten mit mehr als 100.000 Wörtern bekommen auch mehr Aufmerksamkeit, weil sie als qualitativ hochwertiger wahrgenommen werden. Übrigens: Fanfictions zwischen 50 und 1.000 Wörtern werden von der Fanfiction Community als “Drabble” bezeichnet.
6. Ideenfindung
Hinterfrage die Originalgeschichte und überlege dir, was du ändern würdest. Welche Auswirkungen hätte eine Änderung der Geschichte und wie könnte sie enden oder weitergehen? Die Frage – was wäre, wenn – könnte ebenfalls dabei helfen, sich ein Konzept zu überlegen. Überdenke vor dem Schreiben auch, wie nah du am Original bleiben willst und wie viel eigene Ideen du einbringen möchtest.
7. Konzept
Plotte deine Geschichte, um ihr die nötige Struktur zu geben. Du könntest dabei beispielsweise nach dem Prinzip der Schneeflockenmethode oder der Heldenreise vorgehen. Wenn du dich für eine Plot-Struktur mit Spannungskurve und Wendepunkten entschieden hast, kannst du mit dem Schreibprozess beginnen. Bei Schreibblockaden oder Kreativitätslücken hilft oft ein Blick auf das Original. Tipp: Du kannst dich auch mit Merch oder der Originalfilmmusik umgeben, um dich beim Schreiben in deine Fanwelt hineinzuträumen.
8. Überarbeitung
Lies deinen Text mehrfach durch und überarbeite ihn. Rechtschreib- und Grammatikfehler solltest du vermeiden, um einen professionellen Eindruck zu vermitteln. Außerdem stören Fehler extrem den Lesefluss und könnten deine Leser*innen ärgerlich stimmen. Beta-Leser könnten dir dabei helfen.
9. Optik
Stich optisch hervor, indem du Absätze einbaust und damit für eine gute Lesbarkeit sorgst.
10. Beta-Leser
Beta-Leser sind Leser und Leserinnen, die deine Geschichte auf Herz und Nieren prüfen. Sie übernehmen in Teilen die Aufgabe eines Korrektorats und Lektorats. Mit ihrer Unterstützung kannst du unnötige Fehler im Text vermeiden und deine Geschichte verbessern. Du bekommst auf diese Weise Kritik, die dir helfen wird, dich weiterzuentwickeln.
Die Charaktere – was du beachten solltest
Die Charaktere einer Geschichte sind extrem wichtig, denn ohne sie gibt es nichts zu erzählen. Wenn du also Fan von etwas bist, dann sicherlich auch, weil die Charaktere toll sind. Daher musst du beim Schreiben einer Fanfiction darauf achten, den Geist der Charaktere zu bewahren. Du kannst zwar Eigenschaften abändern, doch die Grundidentität sollte gleich bleiben. Hier ist auch der Aspekt der Sprache nicht zu vernachlässigen. Ein Charakter wie Yoda sollte nicht auf einmal mit bayrischem Dialekt oder gar fließend sprechen. Pass auch auf, dass du die alten Charaktere nicht durch Neue völlig überflüssig machst. Folgende Fragen könnten dir bei der Charakterentwicklung weiterhelfen:
- Wie sieht die Figur aus?
- Was trägt die Figur für Kleidung?
- Was sind die Vorlieben und Hobbys deiner Personen?
- Wer sind Freunde und Feinde?
- Wie ist die Hintergrundgeschichte deines Charakters?
- Welche Ziele verfolgt die Figur?
Tipp: Allgemeine Informationen und Tipps zum Schreiben einer Geschichte findest du in unserem Blogbeitrag zum Thema: Roman schreiben.
Die rechtliche Frage bei Fanfictions
Wer eine Fanfiction schreibt, bewegt sich in Deutschland in einer rechtlichen Grauzone. Immerhin bedienst du dich an Ideen einer anderen Person. Natürlich kann das für beide Seiten von Vorteil sein, weil durch mehr Inhalte die Aufmerksamkeit für die Geschichte steigt. Autorinnen wie Stephenie Meyer und J.K. Rowling dulden Fanfictions und freuen sich über die Unterstützung der Fans. Aber es gibt auch Autoren und Autorinnen, die sich in ihrer Lebensgrundlage bedroht fühlen und rechtlich gegen Personen vorgehen, die eine Fanfiction schreiben. Allerdings ist das in Deutschland nur dann möglich, wenn das Urheberrecht verletzt wurde. Das ist der Fall, wenn die Geschichte entweder eins zu eins kopiert oder nur etwas editiert wurde. Du solltest außerdem das Markenrecht beachten, das unter anderem mit Namen verbunden ist. Recherchiere also vor dem Schreiben, wie die Autor*innen zu Fanfictions stehen. Auf der rechtlich sicheren Seite kannst du aber nur sein, wenn du:
- Die Fanfiction für dich privat schreibst und nicht veröffentlichst.
- Die Rechte bzw. Lizenzen für die Geschichte erwirbst.
- Die Geschichte auf einer Fanfiction-Plattform veröffentlichst und nicht verkaufst.
Bei Punkt 3 kann es jedoch auch passieren, dass die Autorinnen und Autoren sich beschweren. Das kann dann für dich bedeuten, dass du die Geschichte von der Plattform entfernen musst. Die größte Rolle spielt dabei, wie weit deine Geschichte vom Original abweicht! Große Abweichungen bedeuten auch mehr rechtliche Sicherheit.
Du hast die rechtliche Situation geklärt? Dann kannst du darüber nachdenken, bei epubli deine Fanfiction zu veröffentlichen! So kannst du nicht nur deine Geschichte in Buchform bewundern, sondern auch viele andere Fans erreichen.
Beispiele Fanfictions
Eine der bekanntesten Fanfictions ist „Fifty Shades of Grey„, dabei handelt es sich um eine Fanfiction von „Twilight“. Die Geschichte ist eine AU (Alternatives Universum), weil die Charaktere aus „Twilight“ in eine andere Welt implementiert wurden. Edward und Bella finden sich jetzt also nicht mehr in einer Welt voller Vampire, sondern in Seattle wieder. Eigentlich ist fast nichts mehr wie in der ursprünglichen Geschichte. Auch die Namen Edward und Bella wurden zu Christian und Anna abgewandelt. Dennoch sollen die Hauptpersonen die „Twilight“-Charaktere darstellen und sind im Kern gleich geblieben.
Beinahe genauso bekannt ist die Fanfiction „After Passion“ von Anna Todd. Sie hat sich allerdings die Band One Direction und im besonderen Harry Styles zum Vorbild genommen. Dieser tritt in der Liebesgeschichte von Todd als Protagonist und Badboy Hardin Scott auf. Ein weiteres Beispiel für eine Fanfiction, diesmal inspiriert durch ein Computerspiel, ist „Würfelwelt“ von Karl Olsberg. Das Buch orientiert sich an dem Spiel Minecraft und konnte sich vor einigen Jahren sogar Platz 2 der Print-Bestsellerliste auf Amazon sichern. Wir freuen uns besonders über dieses Werk, weil Karl Olsberg es bei epubli veröffentlicht hat. Es gibt noch viele weitere Beispiele für Fanfictions, davon spielen sehr viele im „Harry Potter“-Universum. Weitere beliebte Themen für Fanfictions sind: „Star Trek“, „X-Men“, „The Vampire Diaries“, „Naruto“ (generell Anime-Serien) etc.
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