Dialoge schreiben - authentisch & lebendig

Dialoge sind das Herzstück vieler Romane. Sie lassen Figuren lebendig wirken, bringen die Handlung voran und vermitteln wichtige Informationen. Doch es reicht nicht, einfach nur Worte in den Mund der Figuren zu legen – es geht darum, ihnen eine einzigartige Stimme zu geben. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du deine Figuren zum Leben erweckst.

Inhaltsverzeichnis

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Was ist ein Dialog?

Ein Dialog ist ein direkter Austausch zwischen zwei oder mehr Figuren in einer Geschichte. Im Gegensatz zu inneren Monologen oder erzählenden Passagen besteht ein Dialog aus gesprochenen Worten, die in Anführungszeichen gesetzt werden. Dabei geht es nicht nur um den bloßen Austausch von Informationen, sondern um die Art und Weise, wie Figuren miteinander interagieren und sich ausdrücken. Dialoge spiegeln nicht nur ihre Gedanken, Gefühle und Beziehungen wider, sondern tragen auch dazu bei, die Handlung voranzutreiben und Spannung aufzubauen. Sie bieten eine Möglichkeit, deine Figuren durch ihre Sprache zu charakterisieren und ihre Persönlichkeit spürbar zu machen.

In belletristischen Werken sind sie unverzichtbar. Während der große Teil eines Buches aus einer bestimmten Erzählperspektive heraus erzählt wird, lassen Dialoge die einzelnen Figuren zu Wort kommen, und zwar in direkter Rede.

Warum sind Dialoge so wichtig?

Dialoge richtig zu schreiben, kann dir in diversen Aspekten deines Romans helfen:

Charakterisierung: Dialoge sind entscheidend bei der Charakterisierung deiner Figuren und können weitaus mehr über eine Figur aussagen als eine lange Beschreibung.

Spannung und Konflikt: Dialoge können Spannungen zwischen Figuren aufzeigen.

Handlungsfortschritt: Dialoge treiben die Handlung voran, indem sie wichtige Informationen vermitteln und Entscheidungen der Figuren verdeutlichen.

Informationsvermittlung: Durch Dialoge kannst du wichtige Details über die Welt, die Figuren und die Handlung zeigen, ohne diese direkt zu beschreiben.

Abwechslung: Dialoge bringen Abwechslung in längere erzählerische Passagen und variieren Tempo und Rhythmus der Geschichte.

Beziehungsdynamiken: Die Art, wie Figuren miteinander sprechen, verrät viel über ihre Beziehungen zueinander.

Realismus und Authentizität: Gut geschriebene Dialoge machen die Geschichte glaubwürdiger, indem sie natürliche menschliche Interaktionen widerspiegeln.

Grundlagen beim Dialogschreiben

Gesprochene Sprache und geschriebene Sprache haben unterschiedliche Regeln. Was in einem echten Gespräch völlig normal wirkt – Pausen, Füllwörter oder halbe Sätze – wirkt in einem geschriebenen Dialog chaotisch oder unnatürlich. Ein gelungenes Gespräch auf Papier muss daher einerseits authentisch klingen, darf aber andererseits nicht den Lesefluss stören.

Ein gelungener Dialog sollte also:

1. Natürlich klingen, ohne viele Füllwörter oder überflüssige Phrasen

Im echten Leben verwenden Menschen häufig Füllwörter wie „ähm“, „also“ oder „weißt du“, um ihre Gedanken zu sortieren. Solche Worte können zwar dazu beitragen, den Dialog authentisch wirken zu lassen, sollten aber sparsam eingesetzt werden, um den Lesefluss nicht zu bremsen. Ein Beispiel:

Unnatürlicher Dialog:
„Also, ähm, ich wollte eigentlich sagen, weißt du, dass ich, äh, vielleicht heute, äh, nicht komme.“
Natürlicher Dialog:
„Ich wollte nur sagen, dass ich heute vielleicht nicht komme.“

Der zweite Satz wirkt flüssiger und liest sich angenehmer, ohne an Natürlichkeit zu verlieren.

2. Zur Geschichte passen und die Handlung vorantreiben

Ein guter Dialog sollte immer etwas zur Geschichte beitragen. Entweder bringt er neue Informationen, enthüllt einen Konflikt oder treibt die Handlung voran. Dialoge, die nichts zur Story beitragen, wirken wie unnötiges Füllmaterial und langweilen die Leser*innen. Ein Beispiel für einen handlungsrelevanten Dialog:

„Du hast den Brief nicht geöffnet, oder?“ fragte Lisa.
„Doch“, antwortete Tim zögernd, „aber ich hab ihn sofort verbrannt.“

Dieser Dialog führt nicht nur ein spannendes Geheimnis ein, sondern lässt auch die Spannung zwischen den Figuren erahnen und wirft neue Fragen auf. Was stand in dem Brief? Warum hat Tim ihn verbrannt? So wird die Handlung dynamisch weitergeführt.

3. Im Subtext mehr über eine Figur sagen

Dialoge gewinnen an Tiefe, wenn nicht alles explizit ausgesprochen wird. Indem du unausgesprochene Gefühle oder versteckte Absichten einarbeitest, lässt du deine Leser zwischen den Zeilen lesen. So wird der Dialog subtiler und spannender, weil er mehr Interpretationsmöglichkeiten bietet: 

„Du liebst Tim auch?“ fragte Lisa.
„Ja“, antwortete Laura zögernd, „aber ist jetzt nicht wichtig, oder?“

Die Stimme deiner Charaktere

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Jeder Mensch hat eine einzigartige Art zu sprechen. Deine Figuren sollten das ebenfalls tun, wenn du einen Dialog schreibst. Die Ausdrucksweise einer Figur verrät viel über ihre Persönlichkeit, Lebenserfahrungen und den kulturellen Hintergrund.

Manche Menschen sprechen betont höflich und zurückhaltend, andere sind eher direkt oder lassen durch eine bestimmte Wortwahl ihren Humor, ihre Unsicherheit oder sogar eine gewisse Härte erkennen. Diese individuellen Eigenheiten bringen deine Charaktere zum Leben und machen sie für Leser greifbar.

Um authentische Dialoge zu schreiben, ist es deshalb wichtig, die Stimme jeder Figur gezielt zu entwickeln und darauf zu achten, dass diese im Laufe des Romans konsequent bleibt. So wird der Dialog nicht nur ein Mittel, um Informationen zu vermitteln, sondern ein Spiegel für die tieferen Schichten deiner Charaktere.

Alter, Herkunft und Lebenssituation

Jüngere Figuren neigen oft zu moderner, informeller Sprache, während ältere Menschen vielleicht eine formellere oder traditionellere Sprechweise haben. Ebenso beeinflussen der soziale Hintergrund und die Herkunft einer Figur ihre Wortwahl, Akzente oder Redewendungen. Eine Figur, die in einer ländlichen Umgebung aufgewachsen ist, spricht vermutlich anders als jemand, der in einer Großstadt sozialisiert wurde. Dies gibt dir die Möglichkeit, jede Figur individuell klingen zu lassen und den Leser*innen durch die Dialoge weitere Informationen über ihren Hintergrund zu vermitteln.

Beispiel: Ein 16-jähriger Teenager aus Berlin könnte sagen: „Ey, krass, das hab ich nicht kommen sehen!“, während eine 70-jährige Dame aus einer ländlichen Region vielleicht formulieren würde: „Nun, das habe ich so nicht erwartet, mein Lieber.“

Emotionen

Menschen sprechen anders, wenn sie wütend, ängstlich, nervös oder glücklich sind – das sollten auch deine Figuren tun. Eine wütende Figur wird möglicherweise schneller und mit scharfen Worten sprechen, während eine nervöse Figur zögerlich, mit vielen Pausen oder unvollständigen Sätzen redet. Durch diese Nuancen machst du den Dialog nicht nur emotionaler, sondern auch dynamischer. Wenn eine Figur beispielsweise mit aufgebrachter Stimme sagt: „Das reicht jetzt, ich gehe!“, vermittelt das Wut und Entschlossenheit, während ein nervös geflüstertes „Ich… ich weiß nicht, was ich tun soll…“ Unsicherheit und Angst ausdrückt.

Beispiel: Eine wütende Figur könnte schreien: „Hau ab, ich will dich nie wiedersehen!“, während eine nervöse Figur zögerlich sagt: „Ähm, ich… ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist…“

Vermeide Klischees

Ein häufiger Fehler beim Schreiben von Dialogen ist es, Figuren in stereotype Sprachmuster verfallen zu lassen. Natürlich ist es verlockend, einfache Stereotype zu nutzen, um schnell eine Figur zu charakterisieren, aber das führt oft dazu, dass sie eindimensional wirkt. Zum Beispiel ist der „harte Polizist“, der immer nur kurze, aggressive Sätze sagt, oder das „naive Mädchen“, das ständig unsicher und kindlich spricht, nicht besonders originell. Stattdessen solltest du versuchen, deiner Figur Tiefe zu geben und sie vielschichtiger zu gestalten. Wenn du ein Klischee bewusst einsetzt, um eine Figur zu überzeichnen oder eine bestimmte Wirkung zu erzielen, dann sollte dies gezielt geschehen und der Handlung dienen.

Beispiel: Statt eines stereotypen hartgesottenen Polizisten, der nur grummelt: „Das ist der Job.“, könntest du ihm einen reflektierteren Satz geben: „Ich weiß, es sieht aus wie Routine, aber jede Situation ist anders, und das Risiko bleibt immer.“

3 Tipps für realistische Dialoge

  1. Beobachte, wie Menschen im echten Leben sprechen
    Geh in ein Café oder auf eine Parkbank und hör den Leuten zu. Wie formulieren sie ihre Sätze? Wo machen sie Pausen? Wie reagieren sie aufeinander? Oft sprechen Menschen nicht in ganzen Sätzen und machen zwischendurch Pausen oder verwenden Füllwörter. Zudem sprechen die meisten Menschen fast ausschließlich in kürzeren Hauptsätzen. Nutze diese Beobachtungen für deine Dialoge – aber übertreibe es nicht, sonst kann der Text zu unübersichtlich werden.
  2. Die Kunst der Kürze
    In Dialogen gilt oft: Weniger ist mehr. Lange, ausschweifende Monologe wirken schnell langweilig. Kürze deine Dialoge so weit wie möglich, ohne dabei den Sinn zu verlieren. Alles, was nicht notwendig ist, sollte gestrichen werden.
  3. Pausen, Gesten und Reaktionen:
    Menschen kommunizieren nicht nur durch Worte. Achte darauf, was deine Figuren tun, während sie sprechen. Eine gehobene Augenbraue, ein nervöses Zucken oder ein zögerlicher Blick kann manchmal mehr aussagen als ein gesprochener Satz. Diese kleinen Details machen den Dialog lebendig und helfen dabei, die Emotionen der Figuren zu vermitteln.

Mit diesen Tipps kannst du dich nun an das Schreiben deiner eigenen Dialoge wagen. Lass dich nicht entmutigen, wenn es nicht sofort perfekt ist – Dialoge schreiben ist eine Kunst, die man durch Übung erlernt. Bleib dran, und deine Figuren werden schon bald ganz natürlich und lebendig miteinander sprechen!

 

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